Erdmännchen

Es war einmal vor langer Zeit, da gingen Diego und Emilia alleine in den Wald. Es war ein schöner Frühlingstag, und an diesem Vormittag lag noch ein leichter Nebel lag über den Waldboden.

Als die beiden schon ein Stückchen durch den Wald gegangen waren, da hörten sie auf einmal einen leisen Schrei. „Halt, stoppt bitte!“, klang es leise. Die beiden Kinder schauten sich um, doch sie konnten niemanden sehen. Sehr seltsam…

„Hier unten, ihr müsst nach unten schauen!“, hörten sie da, und als sie Richtung Boden schauten, da sahen sie im Nebel eine kleine Person stehen. „Nanu, wer bist denn du?“, fragte Emilia sofort. „Ich bin ein Erdmännchen“, antwortete das Erdmännchen, das in der Tat sehr klein war – es war höchstens 20 cm hoch. „Was machst du denn hier?“, fragte Diego, der sich gleich zu dem Erdmännchen herabbeugte. „Du bist ja putzig…“

„Ich bin nicht putzig, ich bin nur kleiner als ihr“, sagte da das Erdmännchen leicht beleidigt, und bekam einen roten Kopf, da es sich ärgerte. „Ihr müsst uns helfen – wir Erdmännchen leben unter diesem Wald, aber wir haben ein Problem – da müsst ihr uns beistehen. Kommt mit“, rief das Erdmännchen, „kommt mit in meine Welt.“

Emilia und Diego schauten sich an – und nickten sich zu – die Welt der Erdmännchnen kennenzulernen hörte sich großartig an. Sie folgten dem Erdmännchen, das vor ihnen herlief, und als es vor einem alten Baumstumpf stoppte, waren sie gespannt, was jetzt passieren würde. Denn wirklich – wo lebten die Erdmännchen eigentlich?

„Dieser Baumstumpf ist unser Eingang. Ihr müsst wie bei einem Köpfer springen, dann kommt ihr in meine Welt“, sagte das Erdmännchen nur, und schwups sprang es, nahm seine Arme vor dem Kopf und tauchte in den Baumstumpf ab… „Wow!“, sagten da Emilia und Diego zeitgleich, und schon in der nächsten Sekunde sprangen auch sie, und sage und schreibe, sie landeten in der übernächsten Sekunde in der Welt der Erdmännchen.

„Danke, dass ihr gekommen seid“, sagte das Erdmännchen, „dies ist unsere Welt.“ Diego und Emilia schauten sich um – sie sahen zu ihren Füßen ein wunderschönes Dorf mit einem Marktplatz, einem See, einer Kirche und Schule. Und viele kleine Erdmännchen, die gebannt und ein wenig ängstlich zu ihnen hochschauten – denn Diego und Emilia mussten ihnen wie Riesen vorkommen.

„Wie können wir euch denn helfen?“, fragte Diego. „Seht ihr da oben unsere Sonne“, antwortete das Erdmännchen, „sie ist ganz fleckig geworden, und wir haben kaum noch richtig Licht.“ Und da die Erdmännchen ganz klein waren, konnten sie nicht zu ihrer Sonne gelangen, und sie schauten ganz traurig zu ihr hoch.

Diego und Emilia sahen die Sonne – sie war wie ein großer Tennisball und schwebte über dem See. In der Tat war sie fleckig. „Na, das haben wir doch gleich“, sagte Emilia, ging zur Sonne hin – die Erdmännchen machten ihr schnell Platz – und schaute die Sonne aus der Nähe an. „Das sind ja nur ein paar Erdklümpchen, und ein wenig Staub, das haben wir gleich.“ Sie holte ihr Taschentuch heraus – zum Glück war es neu, ohne Schnodder. Und dann putzte sie die Sonne ab.

Und siehe da – die Sonne leuchtete wieder strahlend rein, und die Erdmännchen jubelten und sangen Freudenlieder. „Jetzt wird auch unser Gemüse wieder richtig schön werden, und unsere Kraftbeeren“. „Was sind denn Kraftbeeren“, fragte Diego. „Davon werden wir Erdmännchen ganz stark“, sagte das Erdmännchen und nahm eine Beere zu sich.

Nach einer netten Feier war es dann Zeit zum Abschied. „Ich begleite euch noch kurz in eure Welt“, sagte das Erdmännchen und sprang wieder mit einem Köpfer durch einen Baumstamm. Genauso machten es Diego und Emilia, und schwupp-die-wupp waren sie wieder im Wald, gemeinsam mit dem Erdmännchen.

Doch da war auch ein böser Räuber, und er sagte: „Halt, gibt mir euer Geld, ich bin der gefürchtete Räuber Schiess-dich-tot.“ Diego und Emilia bekamen Angst, nicht aber das Erdmännchen. Er ging auf den Räuber zu und sagte: „Hau ab, ich warne dich nur ein einziges Mal“. „Wer bist du Zwerg denn?“, lachte der Räuber, doch da trat ihn das Erdmännchen schon mit Kraft gegen das Schienenbein. „Aua!“, schrie der Räuber, und er fiel hin. Da schnappte ihn das Erdmännchen am Schlafittchen, schleuderte ihn dreinmal durch die Luft, und warf den Dieb über die Tannen hinweg bis zum anderen Ende des Waldes.

„Wow“, riefen das Diego und Emilia gleichzeitig, „was war das denn?“. „Die Kraftbeeren“, sagte das Erdmännchen, zwinkerte ihnen noch einmal zu und sprang dann wieder mit einem Köpper in den Baumstamm in seine Welt zurück.

„Klein und putzig war er ja, aber diese Kraft – Wahnsinn“, sagte Emilia.

Diego und Emilia schauten sich noch lange verwundert an, kratzten sich am Kopf, denn sie konnten ihr Abenteuer kaum glauben. Dann gingen sie nach Hause und freuten sich, mit ihren Eltern Abendbrot zu essen, und danach gingen sie dann ins Bett – und träumten von ihrem Freund, dem Erdmännchen.

Gute Nacht!

7 Gedanken zu „Erdmännchen

  1. Vielen Dank für diese tolle Geschichte. Mein Sohn ist zwar erst 5 Monate alt aber ich lese ihm zum Einschlafen dennoch schon Geschichten vor. Davon gibt es im Internet viele aber diese hier gefällt mir mit Abstand am besten. Ich werde auch die anderen (vor-)lesen!

    Vielen Dank und weiter so!
    Franzi (&Timo)

  2. Der kleinen Willi hat die Geschichte sehr gut gefallen.
    Die Wendung mit dem Räuber hat ihr so gut gefallen, das sie der ganzen Geschichte eine 1+ mit Sternchen geben würde.

  3. Einer Freundin (19) hat die Geschichte echt gut gefallen !
    Sie hat zwar nur 20% mitbekommen aber diese 20% waren einfach nur genial !
    Lob an den Autor die Geschichte hat ihren Zweck erfüllt !
    Wünsche allen eine gute Nacht 🙂

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